Eine Bushaltestelle auf dem Land, Kuba 2015
Im Schatten eines mächtigen Baumes harren 13 Wartende auf den nächsten Überlandbus, wie die Jünger Jesu beim "letzten Abendmahl". Der Bildaufbau ist ähnlich und wirkt auf mich ein wenig religiös. Im Zentrum, wo Leonardo da Vinci seinen Jesus platziert hat, sitzt anmutig eine kubanische Schönheit, einer karibischen Göttin gleich, erhöht auf den Wurzeln des uralten Baums.
Dessen Alter lässt sich grob zwischen 300 und 600 Jahre schätzen. Bei uns brauchen Bäume erheblich länger, um solche Stammumfänge zu erreichen. Damit hat er möglicherweise noch eine Zeit vor Cristoph Kolumbus erlebt.
Ebenso wie die Jünger in Leonardos Bild sind die Wartenden in Gruppen angeordnet und der Blick in den Hintergrund zeigt auch hier die Berge.
Damit hat sich jedoch auch schon der Vergleich, handelt es sich hierbei ja um ein Schwarz/Weiß- Foto aus dem Jahr 2015 und nicht um eine Darstellung eines feierlichen Abendmahls von vor fast 2000 Jahren. Die Männer tragen Hüte und gestreifte Shirts, auch die Sonnenbrillen sind neu. Durch ihre Minen und Handhaltungen offenbaren sie nicht die Erwartung des Messias, sondern ersehnen die Ankunft des nächsten Landbusses. Zählt man die zwei Personen aus dem Hintergrund hinzu, sind es 15 abgebildete Personen. Jesus hatte zwölf Jünger und musste bekanntlich nie auf einen Bus warten.
Foto: Schnappschuss aus der Galerie Brotfabrik, Original von Uwe Dippelt, 2015, aus "SchwarzKubaWeiß"
Finissage mit Künstlergespräch ist am Sonntag, den 07. 01.2018 um 16 Uhr.
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